Ungeplant auf die Planspitze

Das Gesäuse hab ich vor gar nicht allzu langer Zeit als wunderbare alpine „Spielwiese“ entdeckt. Und einen freien Freitag wollt ich – noch dazu mit brauchbarer Wettervorhersage – nutzen, um eine traumhafte Tour zu wiederholen.

Ganz kurz ein paar Zeilen zu meinem ersten Kontakt mit dem Gesäuse seit langem: Seit einigen Jahren hatte ich eine Tour im Kopf, doch irgendwie fehlte mir entweder der Mut oder die richtigen Informationen, und so schob ich sie ständig als „trau mich nicht“ oder „zu groß“ vor mir her. Die Rede ist vom Peternpfad. Beschreibungen, die ich dazu gefunden hab, klingen etwa so:

– Der Peternpfad ist im Haindlkar sicher der Klassiker, aber keine Wanderung im herkömmlichen Sinn. Der Weg […] ist aber sicher kein Spaziergang. 

– Peternpfad NUR MIT BERGFÜHRER EMPFOHLEN!

 Diese lohnende Felstour ist nur geübten Bergsteigern zu empfehlen!

– Der ‚Peternpfad‘ ist nicht umsonst ein ‚Gesäuse-Klassiker‘, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und sicheres Bewegen im 2. Schwierigkeitsgrad sind aber Voraussetzungen…

– Aus vollen Zügen genießen kann dieses Gelände nur, wer eins ist mit sich und dem Berg!

Nach längerem hin und her war dann heuer Ende Juli die Neugier größer als die Angst und ich hab mich in die Tour getraut.

Kurz gesagt: es war herrlich! Genau mein Gelände, wunderbar steil, aber leicht zu machen. Genuss ohne Ende.

Und, als ob das nicht gereicht hätte, war ich damals so flott oben, dass ich noch den Dachlgrat auf’s Hochtor anhängen konnte. Der Peternpfad war schon großartig, aber der Dachlgrat hat das ganze nochmal um Längen getoppt! Aber die detaillierte Story gibts ein andermal. 🙂

Jedenfalls wollte ich die Tour wiederholen. Und besagter freier Freitag schien ideal dafür.  Nach meinem neuen Motto „Gute Bergtouren starten früh!“ stellte ich den Wecker auf 4:00. Sollte kein Problem sein. Leider übersah ich die Uhrzeit am Abend, und als ich endlich gegen Mitternacht im Bett war, war ich noch immer hellwach. Viel zu aufgekratzt, voller Vorfreude auf die Tour.

Das Aufstehen nach fast vier Stunden war eigentlich eine Erlösung. Von Entspannung und erholsamem Schlaf keine Rede, also Rucksack fertig gepackt und ab ins Auto.

Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, in der Dunkelheit Richtung Berg zu starten, und zu erleben, wie der Himmel Farbe bekommt, die Konturen sichtbarer werden, der Tag langsam Einzug hält.

Als ich kurz nach sechs beim Haindlkar Parkplatz losgeh ist es noch überraschend finster. Der Hochsommer ist offensichtlich vorbei. Ein Stück vor mir gehen zwei Kletterer, sonst ist weit und breit niemand. Die beiden steigen schnell aufwärts und ich bin völlig allein. Auch bei der Haindlkar Hütte ist niemand zu sehn, ich geh gleich weiter. Vor’m Einstieg zum Peternpfad mach ich gemütlich Frühstückspause und schick den Daheimgebliebenen ein schönes Foto über Facebook. Ach, die Technisierung ist doch was Schönes, um meine Erlebnisse mit Freunden aus aller Welt „a la Minute“ zu teilen.

Dann gehts den Peternpfad hinauf. Noch immer bin ich ganz alleine und geniesse die Stille und den Aufstieg. Viele Stellen kommen mir schon bekannt, fast vertraut, vor, ich steige höher und bin relativ rasch in der Peternscharte.

Ich schau zum Dachlgrat rüber. Schön schaut er schon aus, der Gute. Aber etwas nass. Und mein Knöchel tut weh. Die Verstauchung ist nicht ganz ausgeheilt, und ich merk dass er seitlich nicht sehr stabil ist. Also besser nix riskieren.

So schwenk ich um, und geh stattdessen – weil naheliegend – auf die Planspitze. Weil irgendein Gipfel muss schon sein.

Letzteren teile ich mir mit einem Bergsteiger, der von der Hesshütte raufgekommen ist. Grad jetzt, wo ich mich an die Ruhe so gewöhnt hab. Aber er ist nicht sehr gesprächig, passt. Und andererseits für gegenseitige Gipfelfotos auch ganz praktisch.

Auch die größe Reise beginnt mit einem Schritt.
Nach einer ausgedehnten Gipfelrast – es hat ewig gedauert bis ich die Berge von Jause endlich verdrückt hab – mach ich mich an den Abstieg in Richtung Wasserfallweg. Der Blick bis ins Tal ist eindrucksvoll. „Bis da runter soll ich jetzt ZU FUSS?“ Also, erst mal den ersten Schritt. Und dann noch einen. Und noch viele weitere. Wirklich viele. Auch wenns nur die ‚kleine‘ Variante der Tour war, trotzdem sind’s über 1600 hm, das gibt einen ausgiebigen Abstieg.

Mit Geduld, Pausen, Zähne zammbeißen, etc. komm ich um 13:30 am Parkplatz Gstatterboden an. Mein Plan, dort einfach jemanden zu finden der mich schnell mal zum Auto bringt, geht leider nicht auf. Viel zu früh, die sind alle noch am Berg. So mach ich mich zu Fuss Richtung Auto auf den Weg, den linken Daumen rausstreckend sobald sich ein Auto nähert.  Das klappt auch überraschend schnell, nach nur ein paar Hundert Metern hab ich meinen Ride und bin Minuten später beim Auto.

Der Blick hinauf zur Peternscharte ist beeindruckend. Da oben war ich vor ein paar Stunden? Durch diese abweisenden, steilen Wände? Nur mit meinen eigenen Beinen?

Faszinierend!

Und auf jeden Fall eine weitere Wiederholung wert!

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